Neue Schulen im Kreis Gütersloh

Aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen und des veränderten Wahlverhaltens der Eltern nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlungen für den Übergang zu weiterführenden Schulen 2006 verändert sich die Schullandschaft im Kreis Gütersloh.

"Eltern wählen die Schule, auf der sie sich den höchsten Bildungsabschluss für ihr Kind erhoffen. Das ist verständlich. Damit wird mit einer Hauptschulempfehlung oft die Realschule oder Gesamtschule und mit einer Realschulempfehlung immer häufiger die Gesamtschule oder das Gymnasim gewählt", so Bürgermeister Klaus Besser. In Steinhagen ist die Schülerzahl im Schulzentrum mit rund 700 in den letzten 5 Jahren zwar konstant geblieben, die Zahl der Hauptschüler hat jedoch kontinuierlich ab- und die der Realschüler kontinuierlich zugenommen. Wurden im Schuljahr 2008/2009 noch 274 Haupt- und 440 Realschüler beschult sind es aktuell (Schuljahr 2012/2013) nur noch 141 Haupt- und 548 Realschüler. Somit werden an der Realschule anders als früher seit 2006 auch zunehmend Kinder ohne Realschulempfehlung beschult. Dies ist in anderen Gemeinden ähnlich und hat inzwischen zu einer Veränderung der Schullandschaft im Kreis Gütersloh geführt.

Realschulen sind traditionell auf eine homogene Schülerschaft, die zur Fachoberschulreife geführt wird, ausgelegt. Für Gymnasien gilt das gleiche mit dem Ziel Abitur. Gesamtschulen beschulen heterogene Schülerschaften, in der Regel mit ca. 1/3 mit Hauptschul-, Realschul- oder gymnasialer Empfehlung, müssen wegen der Oberstufe aber mindestens vierzügig (100 Schülerinnen und Schüler) geführt werden. Sekundarschulen sind mit ihrer in der Sekundarstufe I (5.-10. Schuljahr) an den Gesamtschulen orientierten Stundentafeln ebenfalls auf eine heterogene Schülerschaft eingestellt, können dreizügig geführt werden (mindestens 75 Schülerinnen und Schüler je Jahrgang), verfügen daher über keine Sekundarstufe II (Oberstufe) und müssen mit einem Gymnasium, einem Berufskolleg oder einer Gesamtschule kooperieren, damit Schülerinnen und Schüler mit Gymnasialbefähigung (Q-Vermerk) die Allgemeine Hochschulreife nach 9 Schuljahren (G 9) erwerben können.

In Langenberg wurde nach der Verbundschule aus Realschule und Hauptschule zum Schuljahresbeginn 2012/2013 eine Sekundarschule von der Gemeinde errichtet. Eine Sekundarschule wird als Ersatz für die auslaufenden Haupt- und Realschulen mit Schuljahresbeginn 2013/2014 durch das CJD, einem privaten Schulträger, auch in Versmold eröffnet.

In Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz sind anstelle von Haupt- und Realschule zum Schuljahresbeginn 2012/2013 Gesamtschulen nach positiven Elternbefragungen von den kommunalen Schulträgern eingeführt worden. In Verl werden Haupt- und Realschule zum Schuljahr 2013/2014 auslaufen und eine Gesamtschule neu errichtet. Die Grundschuleltern in Verl haben sich mit großer Mehrheit für diese Schulform ausgesprochen.

In Steinhagen haben sich die Eltern der Grundschulkinder der 3. und 4. Jahrgangsstufen in einer geheimen Befragung mehrheitlich für eine Sekundarschule ausgesprochen. Der Schulausschuss hat daher dem Rat am 26. September mit großer Mehrheit (bei nur drei Gegenstimmen aus den Reihen der CDU) die Errichtung einer Sekundarschule zum Schuljahresbeginn 2013/2014 empfohlen. Die Hauptschule in Steinhagen läuft seit 2 Jahren aus. Die Realschule wäre nach Errichtung einer Sekundarschule ab 2013 ebenfalls ausgelaufen. Der Rat hat am 7. November mit 2/3 Mehrheit den Errichtungsbeschluss für eine Sekundarschule gefasst. Das vom 2. bis 5. Februar durchgeführte Anmeldeverfahren ergab jedoch statt der vorgeschriebenen 75 Anmeldungen nur 56, so dass es in Steinhagen bei Gymnasium und Realschule bleibt.

In Rietberg hat sich eine interfraktionelle Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Schulen für die Errichtung einer Gesamtschule zum Schuljahresbeginn 2013/2014 an Stelle von Haupt- und Realschule ausgesprochen. Im Herbst 2012 erfolgte hier wie in Steinhagen eine Elternbefragung, bei der sich die Eltern für eine Gesamtschule ausgesprochen haben.

Die Stadt Rheda-Wiedenbrück strebt ebenfalls die Errichtung einer Gesamtschule mit zwei Standorten in Rheda und Wiedenbrück zum Schuljahresbeginn 2013/2014 an. Auch hier war die Elternbefragung positiv. Der Versuch, ein Bürgerbegehren für den Erhalt der Ernst-Barlach-Realschule zu initiieren, scheiterte. Von den eingereichten 3545 Unterschriften konnten 1257 nicht gezählt werden, da sie doppelt, von Nichtwahlberechtigten oder uneindeutig waren. Damit laufen die Ketteler- und Matthias-Claudius-Hauptschule und die Ernst-Barlach-Realschule in Rheda-Wiedenbrück aus und führen 2013 kein Anmeldeverfahren mehr durch.

Diskussionen über die Einrichtung von Gesamtschulen werden darüber hinaus in Schloß Holte-Stukenbrock und Halle geführt, werden aber voraussichtlich frühestens zum Schuljahresbeginn 2014/2015 eingeführt.

Realschulen und Hauptschulen wird es damit in näherer Zukunft nur noch in den beiden größeren Städten Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück und Steinhagen geben.

"Nach dem Vorbild zahlreicher anderer Bundesländer und dem historischen Schulkompromiss zwischen SPD, CDU und Grünen 2011 wird in Nordrhein-Westfalen und somit auch im Kreis Gütersloh zunehmend das Zweisäulenmodell mit Gymnasium und Gesamt- oder Sekundarschulen (Lehrpläne ähnlich den Gesamtschulen, aber ohne Oberstufe) eingeführt", so Bürgermeister Klaus Besser. Lediglich Bayern hält im Moment noch am dreigliedrigen Schulsystem fest. Bayern ist aber auch das einzige Bundesland, in dem die Grundschulempfehlung noch verbindlich ist, die Eltern also kein Wahlrecht haben.

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