Versmold bekommt Sekundarschule

Bei Errichtung einer Sekundarschule hätten deutlich mehr Lehrer für die Beschulung der gleichen Schülerzahl zur Verfügung gestanden. "Leider wurde diese Chance für Steinhagen nicht genutzt", so Bürgermeister Klaus Besser. Versmold wird hingegen zum Schuljahresbeginn 2013/2014 mit einer wahrscheinlich sechszügigen Sekundarschule starten. Hauptschule und Realschule laufen dort aus. 

"Es gibt viele Vorteile, die Sekundarschulen gegenüber anderen Schulformen haben", so Besser. "Deshalb hat sich der Rat mit breiter Mehrheit im November nach zweijähriger intensiver Diskussion mit allen Beteiligten für die Sekundarschule ausgesprochen. Ich nenne nur drei Beispiele: 1. Die hervorragende Schüler-Lehrer-Relation sorgt für mehr Lehrer, 2. die geringere Unterrichtsverpflichtung ermöglicht eine bessere Unterrichtsvorbereitung und 3. ein Abschulen nach der 6. Klasse ist ausgeschlossen."

An Sekundarschulen entfällt eine Lehrerstelle auf 16,27 Schülerinnen und Schüler. An Realschulen sind es 20,94. Das bedeutet bereits im ersten Jahrgang bei z. B. nur 75 Kindern einen Unterschied von mehr als einer Lehrerstelle (75 : 16,27 = 4,6 Stellen + 20% Ganztagszuschlag = 5,5 Stellen bei der Sekundarschule gegenüber 75 : 20,94 = 3,5 + 20 % Ganztagszuschlag = 4,3 Stellen an einer Realschule). Bei 500 Schülerinnen und Schülern wird der Unterschied noch deutlicher: 500 : 16,27 = 30,7 + 20 % Ganztagszuschlag = 36,9 Lehrer an einer Sekundarschule stehen 500 : 20,94 = 23,9 + 20 % Ganztagszuschlag = 28,6 Lehrer an einer Realschule gegenüber. Es bestehen also viel mehr Möglichkeiten, z. B. mit zwei Pädagogen in einer Klasse zu arbeiten, zu differenzieren und Kinder individuell zu fördern. Derzeit werden am Schulzentrum rund 700 Kinder beschult. Bei gleichbleibender Gesamtschülerzahl hätten also in Zukunft rd. 10 Lehrerinnen bzw. Lehrer zusätzlich zur Verfügung gestanden.

Die Unterrichtsverpflichtung beträgt an Sekundarschulen 25,5 Stunden/wöchentlich, an Realschulen und Hauptschulen 28 Stunden/wöchentlich. "So verbleibt Lehrern mehr Zeit für die Unterrichtsvorbereitung, Elterngespräche und Projekte".

Außerdem haben Sekundarschulen anders als zum Beispiel Realschulen keine Erprobungsstufe. Damit ist ein sogenanntes Abschulen nach der 6. Klasse nicht möglich. Alle Kinder hätten bis zu ihrem Abschluss in Steinhagen zur Schule gehen können und es droht nicht der mögliche Wechsel zur Hauptschule nach Halle oder Bielefeld.

Oerlinghausen, Beelen, Extertal und Langenberg, die bereits über Sekundarschulen verfügen, haben mit dieser neuen Schulform bis jetzt gute Erfahrungen gesammelt. "Losgelöst von der Schulform ist für den Erfolg einer Schule wichtig, welche Ressourcen das Land in Form von Lehrkräften und ein Schulträger in Form von Gebäuden, Lern- und Unterrichtsmitteln bereitstellt. In Steinhagen wurde leider eine Chance, die Zahl der Lehrkräfte am Schulzentrum zum Wohle der Schülerinnen und Schüler deutlich zu erhöhen, nicht genutzt."

Seit 2006 können Eltern in Nordrhein-Westfalen unabhängig von der Empfehlung der Grundschule die weiterführende Schule frei wählen. Eine verpflichtende Grundschulempfehlung gibt es nur noch in Bayern. Das Wahlverhalten der Eltern hat sich seit 2006 deutlich verändert. Außerdem gibt es inzwischen kaum noch Grundschulempfehlungen für Hauptschulen. Unabhängig von der Empfehlung der Grundschulen werden Kinder von ihren Eltern zunehmend an Gesamtschulen, Realschulen und Gymnasien angemeldet. "Diese Entwicklung ist an den Zahlen zur Schulentwicklungsplanung in Steinhagen deutlich abzulesen", so Besser. Auch der Schulentwicklungsplaner hatte der Gemeinde daher die Errichtung einer Sekundarschule empfohlen, um die heterogenen Schülergruppen in Steinhagen besser beschulen zu können und den Bestand des Gymnasiums nicht zu gefährden. Der Schulentwicklungsplan ist auf der Homepage der Gemeinde unter www.steinhagen.de veröffentlicht.  

Anders als in Steinhagen haben in Bielefeld und Versmold jeweils rund 120 Eltern ihre Kinder bei den neuen Sekundarschulen angemeldet. "In Zukunft wird sich somit zeigen, ob Schülerinnen und Schüler dort im Durchschnitt bessere Schulabschlüsse erzielen als im herkömmlichen dreigliedrigen Schulsystem. In 5 Jahren sind wir schlauer", so Bürgermeister Klaus Besser.  

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